Die SPD-Kreistagsfraktion hat sich eindeutig für den Pflegestandort Syke ausgesprochen. Der Beschluss wurde nach einer langen und intensiven Vorbereitung gefasst.
Die Kreistagsfraktion legt im folgenden Text kurz die zeitliche Abfolge der Beschäftigung mit dem Thema in Arbeitsgruppen sowie die Meinungsbildung in der Fraktion dar und erläutert ihre Sichtweise.

Arbeitsgruppen

Drei Arbeitsgruppen mit Fachleuten aus den verschiedenen Bereichen haben sich mit den unterschiedlichen Aspekten der Pflegeausbildung befasst, wie die Verringerung des Fachkräftemangels, der Entwicklung von inhaltlichen Impulsen für die Ausbildung und auch mit der Standortfrage. Eine Lenkungsgruppe, in der zusätzlich auch politische Vertreter waren, hat die Ergebnisse der drei Arbeitsgruppen zusammengefasst.

Die Arbeitsgruppen haben sehr gute Arbeit geleistet, berichtete Frank Seidel, der die SPD-Fraktion in der Lenkungsgruppe vertrat. Eine fachliche Empfehlung für einen Standort hat die Lenkungsgruppe allerdings nicht ausgesprochen. Diese Entscheidung sollte in den politischen Gremien gefällt werden.

Für beide Standorte gibt es Argumente für und wider. Die SPD-Kreistagsfraktion hat diese Argumente sorgfältig abgewogen. „Die Argumente, die für den Standort Syke sprechen, überwiegen eindeutig“, so Fraktionsvorsitzenden Astrid Schlegel, „daher hat sich die Fraktion einstimmig für diesen Standort ausgesprochen“.

Interne Konkurrenzsituation

Die SPD-Kreistagsfraktion nimmt den Beschluss aus 2013 ernst, das Berufsbildungszentrum Sulingen auszubauen und die Pflegeausbildung hier weiterhin zu ermöglichen. Gleichzeitig sollte nach einem zweiten Standort im Norden des Landkreises gesucht werden, um dem akuten Pflegekräftemangel durch eine Erhöhung der Beschulungsplätze in der Altenpflege zu begegnen. Bei einem Standort Twistringen gäbe es, nach Auffassung der SPD-Fraktion, eine große Überschneidung des Einzugsgebietes für die Pflegeschule Sulingen. Man würde eine Konkurrenzsituation schaffen, die den Standort Sulingen schwächen würde.

Frage der Erreichbarkeit

In den Gemeinden Stuhr, Weyhe und in Syke leben über 40 Prozent der Bevölkerung des Landkreises, daher ist hier die Einrichtung dieser Ausbildungsstelle nötig, um aus diesem Bereich Jugendliche für die Ausbildung in der Pflege zu begeistern. Bisher sind gerade aus diesen Kommunen die Schülerinnen und Schüler zur Ausbildung nach Bremen oder Delmenhorst abgewandert und haben oft dort auch eine Arbeitsstelle angenommen.

Die Erreichbarkeit der Berufsbildenden Schule in Syke mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist für die Jugendlichen aus Stuhr und Weyhe eindeutig besser als das Krankenhaus in Twistringen.

Lehrerversorgung

Ein weiteres, nicht unerhebliches Argument ist die Lehrerversorgung. Bei einer örtlichen Angliederung an die BBS Syke wäre das Kollegium vor Ort, eine Vertretungsregelung könnte auch kurzfristig erfolgen. Bei einem Standort Twistringen dagegen müssten die Lehrkräfte zwischen Syke und Twistringen pendeln, was Auswirkung auf die Stunden- und Vertretungspläne hätte. Kursbildung oder Wahlpflichtangebote können an einer Außenstelle Twistringen nicht angeboten werden, die Attraktivität würde dadurch leiden.

Kosten und weitere Überlegungen

Außerdem wurde, nach der Besichtigung der Räumlichkeiten im Krankenhaus Twistringen, der Investitionsbedarf für den Umbau zu einer Bildungseinrichtung höher eingeschätzt als von der Verwaltung angegeben. Das würde die angegebene Kostengewichtung verändern.

Der Landkreis hat über die Beteiligung am Klinikverbund St. Ansgar auch eine Mitverantwortung für die Nachnutzung des Krankenhauses Twistringen.

Die Aufgabe, die Pflegeausbildung im Landkreis Diepholz zukunftsfähig zu gestalten, den Pflegefachkräftenotstand zu beseitigen und ein Leuchtturmprojekt „Kompetenzzentrum Gesundheit und Pflege“ zu erarbeiten, stand für die SPD-Kreistagsfraktion bei der Entscheidung über den Standort aber im Vordergrund, und nicht die Nachnutzung der Räumlichkeiten in Twistringen. Für diese muss gemeinsam, auch mit der Stadt Twistringen, eine andere Lösung gefunden werden.