Die Vorbereitung des Jugendhilfeausschusses stand auf der Tagesordnung der SPD-Kreistagsfraktion am letzten Montag. Die Sitzung fand in der Diakonie Freistatt, im Haus Moorhort statt. Frank Kruse, Bereichsleiter Wohnungslosenhilfe bei Bethel im Norden erläuterte anschaulich die Geschichte der Armenfürsorge von den Anfängen bis in die Gegenwart.

Besonders beeindruckend und beklemmend waren die Schilderungen über das dunkle Kapitel der Jugendfürsorge, in dem nach dem geltenden Fürsorgeerziehungsgesetz eine Zwangserziehung bis in die 70er Jahre erlaubt war. Ziel war nicht, die Jugendlichen zu mündigen Bürger zu erziehen, sondern gehorsame Untertanen, nach dem Vorbild des preußischen Militärs, aus ihnen zu machen. Bedrückend sind die damaligen Methoden und Zustände, die seinerzeit in allen Heimen in Deutschland anzutreffen waren. Beispielhaft wurde dieser Alltag am hiesigen Haus Moorhort im preisgekrönten Film "Freistatt" dargestellt.

In diesem Haus ist jetzt eine Ausstellung eingerichtet, in der man von den Waschräumen bis zu den Schlafräumen nachfühlen kann, wie die Jugendlichen von 1945 bis 1974 gelebt haben. Besonders beklemmend empfanden die Fraktionsmitglieder die sogenannten "Besinnungsräume" - Arrest- und Isolationszellen im Dachgeschoss.

Es ist wichtig und anerkennenswert, dass sich Bethel im Norden zu seiner Vergangenheit bekennt und aktiv die Aufarbeitung der Geschichte betreibt. "Solche Entwicklungen darf es nie wieder geben", so die einhellige Meinung der Fraktion.

"Jugendhilfe hat sich erfreulicherweise grundlegend geändert" lobt Mandy Peukert, Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses. Sie konnte berichten, dass Bethel im Norden die Jugendhilfe nach Diepholz verlagert habe. Heute werde dort in Sozialräumen gearbeitet, die Jugendlichen ambulant oder stationär in kleinen Wohngruppen betreut.

Im Rahmen der Vorbereitung für den Jugendhilfeausschuss wurde auch über die neue Herausforderung an den Landkreis Diepholz gesprochen, wie die große Anzahl der Flüchtlinge aufzunehmen und zu betreuen ist. Da unter den Flüchtlingen auch viele traumatisierte Jugendliche sind, besteht die große Verpflichtung diese so schnell wie möglich aufzunehmen, sie medizinisch untersuchen zu lassen und sie adäquat unterzubringen und zu betreuen.

In diesem Zusammenhang appelliert die Fraktion an alle, die Wohnraum zur Verfügung stellen können, sich bei der SPD-Fraktion, der Stadt- oder Kreisverwaltung zu melden.